Erinnerungen 4

24. Februar 2025

 

Abschied vom "grossen, alten Mann",
einer der Ikonen der
KMG
(Karl-May-Gesellschaft) 

 

Professor des Strafrechts an der Universität München (emeritiert 1999). Von 1971 bis 1999 Vorsitzender der Karl-May-Gesellschaft (ab 1999 Ehrenvorsitzender).

Er war bis ins hohe Alter präsent, wenn es um die Belange des "geistigen Erbes" von Karl May ging. Er war da, mit seinem Wissen, seinem Urteil, seinem Denken, seinen Analysen und seinem Engagement. Wir alle haben ihn gekannt, wann immer der Eintritt in die KMG war, erst kürzlich oder schon vor vielen Jahren. Ja, auch ich bin Claus Roxin

immer mal wieder begegnet. Sei es in Dokumenten, Schriften, Bildern, flüchtigen Treffen und Grüssen (an Kongressen und Symposien), beim Fotografieren und Archivieren von Beiträgen, und, und...

Doch ich möchte hier die Frage in den Mittelpunkt stellen, die wohl alle Karl-May-Freunde interessiert. Wie ist der hoch-angesehene Professor des Strafrechts mit einer wissenschaftlichen Hinterlassen-schaft, die mit vielen Auszeichnungen und Ehrenpromotionen gewürdigt wurde, zu Karl May gekommen? Ass. jur. Jürgen Seul (KMG) erinnert sich in seiner Würdigung - unter dem Titel «Ein Grenzgänger zwischen Strafrecht und Literatur» – an eine Begründung, die Claus Roxin in einem Fernseh-Interview (1999) gegeben hat: "Das hat ganz verschiedene

Gründe. Zum einen ist das den prägenden Leseeindrücken der frühesten Jugend geschuldet. Ich habe eigentlich bei Karl May zum ersten Mal gelernt, richtige Bücher zu lesen. Dass sich die Welt der Buchstaben mir auf diese Weise erschlossen hat, hat mich in einer Weise gepackt, die mich nie wieder losgelassen hat. Dann kommt dazu ein Schuss unausgelebten Abenteuerbluts, das ich nun auf diese Weise zu kompensieren versuche. Es kommt auch ein verdrängtes

literarisches Interesse mit hinzu: Karl May ist kein so geringer Autor, wie manche unkundigen Leute meinen. Ich dachte mir, die Goethe-Forschung oder die Thomas-Mann-Forschung bedürfen meiner nicht, aber für Karl May müsste sehr wohl literarisch etwas getan werden. Schliesslich habe ich auch eine fachliche Verbindung zu Karl May, denn er war ja fast der berühmteste Kriminelle in unserer Literaturgeschichte. Er hat immerhin acht Jahre hinter Gittern gesessen. Diese Zusammenhänge zwischen den Straftaten und der literarischen Produktion sind an sich schon ein interessantes Forschungs-gebiet. Alle diese Motive fliessen in meinem Engagement zusammen.“ 

Eine Würdigung des Wissenschafters hat Prof. Dr. Christian Jäger unter der Überschritt: "Zum Abschied eines genialen Vordenkers seiner Zeit" verfasst, die hier abzurufen ist,